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06. Jänner 2009, 13:37

Fairtrade bedeutet Umweltschutz?

Müllberg
Ãœberreste des Linzer Jahreswechsels

Ich sitze beim Esstisch auf einem Sessel aus Sheesham-Holz. Letzterer ist derselbe, bei dem die Hersteller gerade einmal einen Tageslohn von bestenfalls 5,3 Euro abzüglich Zoll, Transportkosten und Gewinnspanne des Handels bekommen. Nicht wirklich Fair-Trade also.

Nun sitze ich auf diesem Sessel und habe eine Packung Sweet Valley Banane in der Hand. Darauf ist das so manchen vielleicht geläufige Logo "Fairtrade" - auf schwarzem Hintergrund mit einem grün-blauem Kreis und schwarzem Männchen, das die rechte Hand hebt - abgebildet. Auf einer anderen Seite wird das Siegel näher beschrieben...

Das unabhängige Fairtrade-Siegel gibt Ihnen die Sicherheit, dass *die Fairtrade-Zutaten nach den internationalen Faitrade-Standards zertifiziert wurden. Mit dem Kauf dieses Produktes leisten Sie einen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kleinbauern/Arbeitern in Entwicklungsländern und zur Förderung des Umweltschutzes.
Mehr Informationen: www.fairtrade.at gefunden auf einer Packung Sweet Valley Banane

Was den letzten Teilsatz betrifft, bin ich etwas stutzig geworden. Inwiefern schützen Faitrade-Produkte die Umwelt? Wenn es sich um einen Saft aus der Region handeln würde, der aus kontrolliert biologischen Zutaten besteht, dann ja - aber bei Bananen? Die kommen sicher nicht aus Österreich und haben folglich schon einiges an CO2 verursacht. Fairtrade bedeutet für mich, dass - so wie es auch auf der Website steht, die Produzenten so für Ihre Rohstoffe entlohnt werden, dass sie "ihre Existenz weitgehend sichern und soziale Mindeststandards in punkto Gesundheit und Bildung erreichen" können. Das hat aber nicht notwendiger Weise auch etwas mit Umweltschutz zu tun!

Apropos erhobene rechte Hand auf dem Logo: Ich war am Wochenende in der Ausstellung "Die Kulturhauptstadt des Führers". Dort gab es auch einen Raum, der sich mit den Bücherverbrennungen im 2. Weltkrieg beschäftigte. Man konnte nachlesen, welche Werke verboten waren - aber auch, dass sich die alliierten Besatzungsmächte nach dem 2. Weltkrieg ähnliches mit der in der NS-Zeit im Deutschen Reich erschienenen Literatur geleistet haben. Wenn man diese als gefährlich eingestuften Bücher der Bevölkerung vorenthält, spricht man ihr die Fähigkeit ab, für sich selbst zu entscheiden bzw. man versucht, sie in eine bestimmte Richtung zu "führen", indem man ihr Informationen vorenthält. Handelt es sich dabei nicht um genau das selbe Vorgehen wie bei den Bücherverbrennungen? Oder gar um ein schlimmeres, da es nicht öffentlich stattfand, sondern im Verborgenen?

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Kommentare

07. Jänner 2009, 12:47 Google

von: Sue

ist das jetzt nicht auch so mit den infos aus dem internet?
google reiht die websites nach der anzahl wie oft sie aufgerufen wurden, dh die am meisten angeklickte steht oben...
aufgrund der unglaublichen programmierfähigkeiten mancher menschen kann man das natürlich in eine gewisse richtung lenken...und nachdem die meisten von uns immer die zuerst angezeigten seiten lesen kann man sich ja denken wohin das führt...

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07. Jänner 2009, 13:20 Suchmaschinen

von: CwB, andersleben.at

In gewisser Weise gebe ich dir da Recht. Präzieser gesagt sehe ich zwei Probleme mit Google.

Erstens, dass man lange nach einer Suchmaschine mit vergleichbarer Reichweite suchen muss. Google ist erste Anlaufstation so vieler User, dass es ein Monopol darstellt. Ein Informationsmonopol.

Das andere Problem ist, dass Google sich der Zensur der Regierungen beugt. Im chinesischen Google findet man sicher kaum Seiten, die sich ungünstig über China äußern. Ob Google von sich aus auch Suchergebnisse beeinflusst, weiß ich nicht. Wäre aber durchaus vorstellbar.

Dass diejenigen, die ihre Seite für die Suchmaschine am besten "optimieren", weiter nach vorne kommen, sehe ich nicht als Problem, da es auch allen anderen freisteht, das selbe zu tun. Dass technisch versiertere den nicht so versierten in dieser Hinsicht überlegen sind, liegt in der Natur der Sache. Das bedeutet aber auch, dass Privatpersonen mit dem nötigen Know-how großen Konzernen ebenbürtig sind und dass nicht das Geld entscheidet.

Wenn jedoch diese theoretische Chancengleichheit von einer zentralen Stelle, egal ob vom Suchmaschinenbetreiber, vielleicht gegen ein entsprechendes Entgelt, oder von der Regierung, beeinflusst wird, kommen auch mir große Bedenken.

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08. Jänner 2009, 00:45 Fairtrade vs. Bio

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Meines Wissens nach wird bei Fairtrade-Produkten oft auch auf bessere Umweltbedingungen Rücksicht genommen, so wie bei Bio-Produkten die Arbeitsbedingungen auch akzeptabler sind/sein können. Beide Richtungen streben eine Qualitätssteigerung der Ware an und das wird in dem Bereich - so hoffe ich es zumindest - nicht komplett mit einem Tunnelblick angegangen.

Die Siegel kosten leider Geld, weshalb manche Produzenten, die theoretisch nach den Siegel-Kriterien produzieren, es sich trotzdem nicht leisten (können) - entweder beide Siegel zu kaufen, oder auch nur eines. Genauso sind viele Bio-Produkte aus dem Bioladen (Discounter wohl eher nicht) "fair", aber nicht so ausgezeichnet, weil das Fairtrade-Siegel vorwiegend in Lateinamerika und Afrika arbeitet. Und es gibt österreichische Produkte, die bio sind, aber ohne Siegel, eben wegen dem Finanzaufwand. Bei der Unmenge an Siegeln steigen die kleinen Produzenten schlechter aus.

Um aber nicht komplett vom Thema abzukommen: Kriterien für das Fairtrade-Siegel sind u.a. Maßnahmen zum Gewässer- und Erosionsschutz, Schutz des Regenwaldes, Ersatz von Pestiziden und Mineraldüngung durch biologische Varianten, Abfallvermeidung und kein Einsatz von genveränderten Substanzen. Demnach klingt es so, als wären die Umweltschutz-Maßnahmen fast größer als die faire Entlohnung. (Infos aus "Das Buch der Sieben Siegel" der Ökodatenbank Österreich)


Unterstützenwerte Alternativen zu Google sind ecochu.eu und xabbel. org. Erstere pflanzt zwei Bäume für jede 1000. Suchanfrage und zweitere unterstützt karitative Projekte. Laut Angabe verwenden sie die selben Technologien wie Yahoo und Google und sollten die selben Ergebnisse liefern, bei mir sind's allerdings weniger, was aber auch an der Länder-Angabe liegen könnte.
(Ok, hat jetzt auch nichts mit Zensur zu tun ... I'm off. *wegschleich*)

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08. Jänner 2009, 08:54 Fairtrade-Bäume

von: CwB, andersleben.at

Ich möchte betonen, dass es mir durchaus gelgen kommt, wenn Fair-Trade-Produkte auch die Umwelt schonen. Nur, dass ich das eben nicht mit dem Begriff Fair-Trade verbinde und es seltsam finde, wenn das in einer Beschreibung von Fair-Trade drinnen steht...

Andererseits, wenn das Fair-Trade-Siegel eher bei Produkten aus Lateinamerika und Afrika vorzufinden ist, bleibt immer noch der Transport. Die Waren um die halbe Welt zu transportieren, ist nicht unbedingt ein Zeichen von Umweltschutz - und man sollte sich dessen bewusst sein, wenn man solche kauft. Man muss ja nicht gänzlich auf Waren ferner Länder verzichten. Man kann aber - sofern vorhanden - den lokalen den Vortritt geben... think global, buy local. Wobei ich mir beim ersten Teil aufgrund der Globalisierungs-Blase nicht mehr so sicher bin ;-)

Dass es eine Suchmaschine gibt, die für jede 1000ste Anfrage zwei Bäume pflanzt, finde ich toll. Auf Google übertragen würde das aber folgendes Problem ergeben: wohin mit den ganzen Bäumen? Da wird uns der Planet zu klein *G*
Ãœbrigens: die URL ecochu.eu gibt es nicht. :-(

In diesem Sinne: Schützt den Grüngürtel!

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08. Jänner 2009, 12:30 Globaler Transport

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Transport"kosten" fallen leider immer an, ja, und die Versteckten wie CO2 sind leider nicht im Verkaufspreis enthalten, sonst würden wohl einige mehr auf lokale Produkte zurückgreifen. Ich versuche deshalb im Moment, Übersee-Produkte komplett zu vermeiden, um mir die verschiedenen Produktionsregionen wieder bewusster zu machen. Unterscheiden müsste man noch zwischen Lebensmitteln, die per Schiff transportiert werden vs. mit Flugzeug. Das ist in der Belastung noch einmal ein riesiger Unterschied.

Im Endeffekt kommt's wohl immer darauf an, wie man die verschiedenen Faktoren - regional, saisonal und bio/Fairtrade - für sich persönlich gewichtet. Wenn bio an erster Stelle steht, kauft man auch schon mal Orangen aus Südafrika. Bei regional nimmt man die erhöhte Pestizidbelastung in Kauf. Ich wünsch mir ja, dass sich beides leichter vereinbaren lässt, aber ein Großteil der Bioprodukte in meinem Supermarkt kommt aus Italien. Das trifft bei mir auf Unverständnis. Beim Achleitner schaffen sie es Woche für Woche, die Kiste mit lokalen Bio-Produkten zu füllen, aber die einzigen Bio-Äpfel im Supermarkt sind Golden Delicious aus Italien. Na danke.

@Suchmaschine: Ups, vertippt ;)
ecocho.eu ist die richtige Adresse. So bekannt ist die Suchmaschine wohl noch nicht - knapp 7000 Bäume sind noch sehr wenig. Man kann sich auch ansehen, wo die hingekommen sind: Australien. Eine gewisse Ironie ist ja schon dabei; dort, wo früher die hoffnungslos Kriminellen hin verschifft wurden um die Welt "besser" zu machen, kommen jetzt Bäume hin um die menschliche Luftverschmutzung auszugleichen.