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26. November 2007, 00:32

Der Atem des Lebens

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Man sollte meinen, dass das Atmen das Einfachste auf der Welt sei, da es schließlich ganz natürlich und ohne Zutun geschieht. Tatsächlich haben jedoch rund 85% aller Erwachsenen die natürliche und gesunde (Voll- bzw. Bauch-)Atmung verlernt. Nur bei Babys und im Schlaf wird sie noch durchgehend angewandt. Wie wichtig eine richtige Atmung ist, wird jedoch häufig unterschätzt, weshalb ich diesem oft für selbstverständlich genommenen Aspekt des täglichen Lebens etwas näher betrachten will.

Idealerweise besteht die Vollatmung aus Brust-, Bauch-, Flanken- und Rückenatmung. Zumeist wird nur die Brustatmung verwendet, oft erkennbar an dem sichtbaren Heben der Schultern beim Atmen, was zu Verspannungen im Nackenbereich führen kann. Denn das wichtigste Areal der Atmung ist nicht die Brust, sondern der Bauch. Da der Bauch flexibel ist, die Rippen jedoch nicht, hat im Bauch am meisten Luft Platz, wodurch die Bauchatmung am Effektivsten ist.
Bei der Bauchatmung wird durch die Bewegung des Zwerchfells der untere Torsobereich angeregt. Dies gleicht einer Massage, die wiederum die Verdauung ankurbelt. Auch werden durch die Bauchatmung die Gewebszellen und die unteren Lungenbläschen bedeutend besser mit Sauerstoff versorgt und der Energiestoffwechsel, sowie Säure-Basen-Haushalt verbessern sich. So sorgen die tiefen, leichten und langsamen Atemzüge der Bauchatmung für ein gesteigertes Wohlbefinden, während die rasche Brustatmung das Gegenteil bewirkt. Wir schöpfen mehr Kraft, Energie und natürlich Stimmvolumen aus dem Bauch als aus der Brust.

Doch wieso atmen wir dennoch in die Brust?
Die Schnelllebigkeit der Gesellschaft und vorherrschende Schönheitsideale propagieren die Brustatmung geradezu. „Bauch rein, Brust raus“ ist ein gängiges Sprichwort, das auf Männer wie Frauen angewandt wird. Durch eine positive Bewertung einer schmalen Taille bei Frauen und breiter Schultern bei Männern, sowie zu enger Kleidung wird die Brustatmung unbewusst von den meisten Menschen angenommen. Bodybuilder könnten übrigens die für sie typische Körperform durch Vollatmung gar nicht erreichen.
Auch die Hektik der modernen Welt tragen zur flachen, schnellen Atmung bei. Die enge Verbindung von Körper und Geist kann man gut daran sehen, wie leicht sich die Atmung von unserem Innenleben beeinflussen lässt. Schon wenn wir hektische Gedanken in uns aufkommen lassen, reagiert die Atmung sofort und gleicht sich dem Tempo der Gedanken an.

Und wie sieht bessere Atmung nun aus?
Ein guter Atemrhythmus besteht zu gleichen Teilen aus dem Einatmen, Ausatmen und der Atempause. Besser ist es, länger auszuatmen, da durch zu kurzes Ausatmen Kohlendioxid in der Lunge zurückbleibt. Der Bauch ist nicht angespannt, denn er soll sich schließlich ausdehnen, und die Luft soll ohne Druck in den Körper hereingelassen werden.
Eine Übung mit dem klingenden Namen „Kolibri-Flatter-Technik“ hilft, zumindest für ein paar Minuten die Brustatmung auszuschalten und somit Bauchatmung quasi zu erzwingen: Hierbei stellt man sich gerade auf, hebt die Arme auf die Seite, so dass sie horizontal zum Boden liegen und spannt sie bis in die Fingerspitzen an. Dann werden die Arme so schnell es geht ca. 10cm auf und ab bewegt. Wenn die Kraft im oberen Torsobereich verbraucht ist, beugt man sich vor, entspannt sich kurz und richtet sich langsam Wirbel für Wirbel auf. Nun sollte automatisch Bauchatmung eintreten.
(Ein schöner Nebeneffekt gerade jetzt im Winter ist die Wärme, die sich beim Aufrichten im gesamten Körper ausbreitet.)

Um die Atmung dauerhaft zu verbessern wird geraten, sich mehrmals pro Tag bewusst auf Bauchatmung zu konzentrieren und sich so langsam auf die Bauchatmung zu konditionieren. Und wenn es kurzfristig zu stressig wird, einfach daran denken, dass es nur zwei wichtige Dinge im Leben gibt: Einatmen und Ausatmen.

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Kommentare

06. Dezember 2007, 00:47 keine Traumfigur

von: CwB, www.andersleben.at

Ich muss richtig atmen! Darum ist mein Bauchumfang also nicht so, wie bei Männern in Magazinen ;-)
Aber genau das hat mein Biologie-Professor im Gym auch gesagt. Nein, nicht dass ich richtig atme, sondern: "Am Strand ständig den Bauch einzuziehen ist auf Dauer nicht gesund!"

Ich merke den von dir beschriebenen Unterschied beim Kendo. Schon wieder Kendo... ;-)
Bei der Meditation zu Beginn des Trainings fällt es mir oft sehr schwer, ruhig zu atmen. Die Ereignisse des Tages beeinflussen mich noch zu stark, die Gedanken schwirren umher und ich atme nur mit der Brust. Am Ende des Trainings schaut das aber ganz anders aus. Ich bin zwar erschöpft, aber auch viel entspannter und kann schön "bauchatmen".

Dieses Phänomen kann man zwar auch bei konventionellen Sportarten beobachten - ich selbst habe es auch schon beim Radfahren erlebt - Kendo ist aber ob des geistigen Trainings, das zum körperlichen hinzukommt, meiner Meinung nach direkter darauf ausgelegt.

Die große Herausforderung ist, diese Art der Atmung ins "real life" - in die Welt außerhalb von Kendo - mitzunehmen! Ja, so eine Welt soll es geben *G*

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