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26. September 2009, 19:41

Plastik Glumpat

von: Christian, www.andersleben.at

[Plas|tik, das; engl. plastic(s) = weich, knetbar, verformbar.]1

"Das Plastik" gibt es aber nicht. Wir bezeichnen verschiedene, synthetisch hergestellte Stoffe landläufig als Plastik.

Die Motivation

Stein des Anstoßes für diesen Artikel war der Film "Plastic-Planet" von Werner Boote. Boote hat 700 unabhängige Studien gesammelt, die die Schädlichkeit von Plastik attestieren, konnte aber nur 10 finden, die dagegen halten. Letztere wurden erstaunlicher Weise von der entsprechenden Industrie in Auftrag gegeben.
Die Fakten in diesem Artikel sind dem Film "Plastic-Planet" sowie der Website plastic-planet.at entnommen.

Kurz-Geschichte des Plastik

Kunststoffe erzeugt man entweder durch Umwandeln von Naturprodukten (z.B. von Kautschuk zu Gummi) oder durch Synthese kleiner Moleküle zu Molekülketten. Der erste Kunststoff wurde bereits im 16. Jahrhundert durch Umwandlung hergestellt. "Doch dann kam der große Auftritt des belgischen Chemikers Leo H. Bakeland. In den Jahren 1905 bis 1907 entwickelte er Bakelit, das erste vollsynthetische Produkt aus Erdöl." meint Ressigeur Werner Boote2. Heutzutage stellt man Kunststoffe größtenteils synthetisch her, aus Erdöl, Kohle, oder Erdgas.

Plastik-Produktion

Die jährliche Plastik-Produktion beträgt 240 Mio. Tonnen, davon entfallen 60 Mio. auf Europa. Zum Vergleich: vor 40 Jahren wurden in Europa 5 Millionen Tonnen Plastik im Jahr produziert. Für die 240 Mio. Tonnen werden "nur" rund 4 Prozent der weltweiten Erdölproduktion benötigt.

Allein in Europa verdienen 1 Million Menschen ihr tägliches Brot
unmittelbar mit Plastik.

http://www.plastic-planet.at/filminhalt/filminhalt2.html

Probleme mit Plastik

Bedenkt man die Verfallszeit von Plastik (die Angaben auf plastic-planet.at schwanken zwischen 200 und 500 Jahren), wird uns Plastik noch lange begleiten, selbst wenn wir ab sofort keines mehr produzieren. Während dieser Zeit werden Problemstoffe in die Umwelt abgegeben, die so den Weg in unsere Nahrungskette finden.
Auch vor dem Meer macht das Plastik nicht Halt: Vor zehn Jahren war noch sechs mal mehr Plastik im Meer als Plankton, heute ist das Verhältnis laut Charles Moore3 schon 60:1. Fische und Seevögel halten Plastik für Plankton, fressen es bis sie satt sind und verenden mit vollem Magen.

Unbekannte Inhaltsstoffe. Die genaue chemische Zusammensetzung ist das Firmengeheimnis der einzelnen Plastik-Produzenten. Auch die Nahrungsmittelindustrie weiß nicht, woraus das Verpackungsmaterial ihrer Nahrungsmittel besteht. Dieser Umstand birgt die Gefaht, dass Wirkstoffe auch über die Verpackung in unsere Nahrung gelangen. Schon geringe Mengen von Bisphenol A sind gefährlich und können das Erbgut schädigen!

Und das Resultat? Wir haben Plastik im Blut. Wir essen es, wir trinken es, wir nehmen es über unsere Haut auf. Die Menge, die wir im Blut haben, verringert der Website zufolge bei Tieren die Spermaproduktion um 40%. Des weiteren imitiert ein Wirkstoff des Plastik Östrogen, was auch physische Auswirkungen auf den männlichen Körper hat.

Getränke-Flaschen

Getränke findet man oft in PET-Flaschen. Da dieses Material mit der Zeit gesundheitsschädigendes Acetaldehyd (Ethanal) in die Flüssigkeit abgibt, wurden zu Beginn nur Getränke süßlichen Geschmacks abgefüllt, die den Beigeschmack kaschierten. Laut Hersteller hat man dieses Problem mittlerweile in den Griff bekommen, auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält die Dosis in PET-Flaschen für unbedenklich - liegen die gemessenen Antimongehalte doch um zwei Zehnerpotenzen unter dem Migrationswert, der EU-weit gilt.
Einer Analyse des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), der in Österreich 52 natürliche Mineralwässer mit und ohne Kohlensäure auf den Prüfstand bat, zufolge wird dieser Grenzwert der EU bei stillem Mineralwasser in Glas- und PET-Flaschen sowie bei kohlensäurehältigem Mineralwasser in Glasflaschen nicht überschritten. Kohlensäurehältiges Mineralwasser hingegen begünstigt das Herauslösen von Acetaldehyd aus den PET-Flaschen, wodurch bei 21 von 25 der Grenzwert überschritten wurde.

Das Müllproblem

Laut Herrn Taylor, Präsident von PlasticsEuropa (Dachorganisation europäischer Kunststofferzeuger), ist es nicht Aufgabe der Industrie, sich des Müllproblems anzunehmen, sondern Aufgabe der Gesellschaft.
Die Lösung der Gesellschaft sollte meiner Meinung nach lauten: Boykottiert Plastik wo es euch irgendwie möglich ist

1: zitiert nach duden.de
2: http://www.plastic-planet.at/filminhalt/filminhalt.html
3: http://www.plastic-planet.at/filminhalt/filminhalt2.html

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Kommentare

01. Oktober 2009, 11:51 Link-Tipp

von: CwB, www.andersleben.at

"die umweltberatung" bietet im Artikel "Ökologischer Lebensstil am Plastic Planet" Alternativen für den Plastik-Alltag.

Kommentare

01. Oktober 2009, 12:42 Kunststoffe in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit

von: Christian, www.andersleben.at

Durch das genormte Kurzzeichen wird der hauptsächlich im Produkt enthaltene Kunststoff in Großbuchstaben benannt - z.B. PET für PolyEthylenTerephthalat.

Recyclingcode/
Kurzzeichen
Name des Kunststoffes Anwendungsbeispiele
02 / PE-HD,
04 / PE-LD
Polyethylen (hohe und geringe Dichte) Getränkekästen, Fässer, Flaschen für Putzmittel, Plastikrohre, Schüsseln, "Plastiksackerl", Müllsäcke, Folien
05 / PP Polypropylen "Plastiksackerl", Lebensmittelverpackungen, medizinische Geräte, Sitzbezüge, Auto (Innenraumverkleidung, Stoßstangen), Rohre, Textilien
03 / PVC
unbedingt meiden!
Polyvinylchlorid

(Abfluss)Rohre, Fensterprofile, Bausektor, Fensterrahmen

Weich-PVC:
Bodenbeläge, Dichtungen, Schläuche, Kunstleder, Tapeten, Dachbahnen, LKW-Planen, Kleidung, Babyartikel, Kinderspielzeug

Bei der Produktion werden krebserregende Substanzen freigesetzt und das Recycling ist problematisch. Weich-PVC gibt zusätzlich noch gesundheitsschädliche Weichmacher ab.
06 / PS Polystyrol Styropor, Isolierung elektrischer Kabel, Gehäuse, Schalter, Verpackungen, Verpackungsfolien, Lebensmittelverpackung (z.B. Joghurtbecher), Spielzeug
Bei der Herstellung kommt Krebs erregendes Benzol zum Einsatz, bei der Verarbeitung wird karzinogenenes Styroloxid freigesetzt.
PU Polyurethan Textilfaser Elastan, Polyurethanschaumstoffe wie Matratzen, Autositze, Sitzmöbel, Küchenschwämme, Dämmstoffe
Sowohl bei Verbrennung als auch auf Deponien werden giftige Stoffe freigesetzt.
01 / PET, C-PET Polyethylenterephthalat Trinkflaschen, Folien, Teile von Haushalts- und Küchengeräte, Computer, Maschinenbauteile (Zahnräder, Lager, Schrauben, Federn, ...), Sicherheitsgurte, LKW-Abdeckplanen medizinische Implantate wie beispielsweise Gefäßprotesen
Zusammensetzung oft unbekannt
07 / O

andere Kunststoffe:

PMMA Polymethylmethacrylat (Acrylglas)

Glasersatz: Autoscheinwerfer, Optik, Uhrengläser, Handygläser, Schmuck

PC
unbedingt meiden

Polycarbonat,
Nylon

hitzbeständige Trinkgefäße (Babyflaschen, mikrowellengeeignetes Geschirr), CDs, DVDs, als Glasersatz in der Optik, Strümpfe
Freisetzung von Bisphenol A (BPA); Grundstoffe unbekannt

ABS

Acrylnitril-Butadien-
Styrol-Copolymerisat

Spielzeug (Lego), Auto, Elektrogeräte
GFK Glasfaserverstärkter Kunststoff (Fiberglas) Auto, Flugzeuge, Schiffe, Rohre, Badewannen

Quellen: plastic-planet.at und "die umweltberatung"

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16. Oktober 2011, 09:49 Weitere interessante Recycling-Codes

von: CwB, www.andersleben.at

Recyclingcode/
Kurzzeichen
Name des Kunststoffes Anwendungsbeispiele
20 / PAP Wellpappe Verpackungen
21 / PAP Sonstige Pappe Verpackungen
22 / PAP Papier Zeitungen, Zeitschriften, usw.
40 / FE Stahl  
41 / ALU Aluminium  
50 / FOR Holz  
51 / FOR Kork  
60 / TEX Baumwolle  
61 / TEX Jute  
70 / GL farbloses Glas  
71 / GL grünes Glas  
72 / GL braunes Glas  
80 - 85 Verbundwerkstoffe aus Papier oder Pappe in Kombination mit Metall, Kunststoff, Aluminium und Weißblech  
90 - 92 Verbundwerkstoffe aus Kunststoff und Metall  
95 - 98 Verbundwerkstoffe aus Glas und Metall  

Quelle

http://de.wikipedia.org/wiki/Recycling-Code [Stand: 16.10.2011]

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16. Dezember 2015, 23:13 Einmal ins Meer und wieder zurück

von: Christian

Plastik ist laut einem Artikel auf focus.de in Meeresfischen und auch im Meersalz zu finden.

Besonders gefährlich für lebende Organismen ist das Mikroplastik dem Umweltchemiker Shi Huahong zufolge aufgrund seiner geringen Größe und seiner Fähigkeit, organische Schadstoffe aufzunehmen.
Vor allem Pestizide, polychlorierte Biphenyle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe lagern sich an. Letztere gelten als krebserregend.

So kommt das Plastik, dem wir uns vergeblich zu entledigen suchen, wieder zu uns zurück und hat noch etwas Schönes im Schlepptau!

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