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09. April 2012, 10:21

Bio ist besser. Logisch, oder?

von: CwB, www.andersleben.at

Erkauft man sich mit Bio-Lebensmitteln – vielleicht sogar aus regionaler Produktion – ein reines Gewissen? In der Zeitung Die Zeit wurden kürzlich die Vorzüge ökologischer Landwirtschaft thematisiert:

Was den Tierschutz angeht, gibt es für Bio-Produkte oft tatsächlich strengere Richtlinien als bei konventioneller Haltung – die Verbände Demeter, Bioland und Naturland sind meist noch strenger und garantieren somit einen noch besseren Umgang mit den Tieren. So darf ein nach der EU-Öko-Verordnung wirtschaftender Hof 230 Legehennen oder 580 Masthühner pro Hektar Betriebsfläche halten, die Verbände erlauben nur 140 bzw. 280 Tiere pro Hektar. Interessant wäre hier aber auch, ob der Raum lediglich zur Verfügung stehen muss oder ob die Tiere diesen auch nutzen können. Demeter und Bioland schreiben eine Betäubung bei der Kastration vor und Demeter verbietet eine Enthornung von Kühen. Während Tiere laut EU-Öko-Verordnung wie in der konventionellen Erzeugung acht Stunden – unter gewissen Umständen sogar länger – transportiert werden dürfen, beschränken die Verbände den Transport auf vier Stunden bzw. 200 Kilometer.

Kauft man regionale Produkte, muss man immer auch die Saison mitbedenken. Auf das Energiekonto eines einheimischen Apfels, der bis zum Frühsommer des nächsten Jahres in einem Kühlhaus gelagert wurde, geht ähnlich viel Verbrauch wie auf das eines frischen Apfels aus dem Süden, der uns per Schiffstransport erreicht. Einen großen Einfluss auf die CO2-Bilanz hat aber auch der Verbraucher: wie wird der Weg zum Einkaufen zurückgelegt, wie werden die Lebensmittel aufbewahrt, wie viele verderben und wie werden sie zubereitet?

Damit Deutschland seiner gesamten Bevölkerung regionale Bio-Lebensmittel zur Verfügung stellen könnte, müsste die Anbaufläche für Agrarsprit verkleinert, weniger Fleisch gegessen und im Winter ein eintöniger Speiseplan – bestehend aus Kartoffeln, Kohl, Rüben und Roten Rüben – in Kauf genommen werden. Auf Kaffee, Tee, Kakao und Südfrüchte müsste selbstverständlich ganzjährig verzichtet werden. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der globalen Erwärmung werden die Entwicklungsländer allerdings in wenigen Jahrzehnten zu Nettoimporteuren. Das muss von Regionen mit gemäßigtem Klima ausgeglichen werden, womit auch Deutschland mehr Lebensmittel produzieren müsste, als es für den Eigenbedarf benötigt.

Hersteller von Biofertigessen werben mit der Gesundheit ihrer Produkte. Es sind auch tatsächlich nur 50 der 300 in Deutschland für konventionelle Produkte zugelassenen Zusatzstoffe erlaubt, wodurch Azorubin, Chinolingelb und Gelborange S, die Allergien auslösen können, wegfallen. Oft werden aber in der ökologischen Produktion verbotene Stoffe – wie Glutaminsäure – durch erlaubte Stoffe – z. B. glutamathaltigen Hefeextrakt – ersetzt, deren Nennung in der Zutatenangabe die Verbraucher in die Irre führen kann. Eine ökologische Produktion der Zutaten muss auch nicht zu einem gesunden Lebensmittel im Sinne einer ausgewogenen Ernährung führen – vgl. den Zucker-Anteil vieler Bio-Frühstücksflakes.

Bio-Milch hat im Vergleich zu konventionell hergestellter erwiesenermaßen einen höheren Anteil günstiger Fettsäuren – z.B. Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Bio-Obst könnte – jüngeren Studie zufolge – mittlerweile auch mehr Nährstoffe als konventionelles enthalten, enthält auf jeden Fall aber weniger – nämlich fast keine – Pestizidreste.

In der biologischen Landwirtschaft muss die Bodenfruchtbarkeit und die Unkrautvermeidung durch Fruchtfolge, Pflanzenschutzmittel auf naturstofflicher Basis und Nützlinge erzielt werden. Chemisch-synthetischer Dünger und Herbizide sind dabei verboten, wodurch das Grundwasser und die Gewässer weniger belastet und die Böden weniger ausgelaugt werden. So bleibt die Humusschicht und die Biodiversität besser erhalten. Das Regenwürmern schadende und sich im Boden anreichernde Kupfer ist hingegen auch in der ökologischen Landwirtschaft erlaubt.

Mein Fazit: Bio-Produkte zu erwerben ist ein Schritt in die richtige Richtung, unreflektiert sollte man aber auch diese nicht kaufen!

Quelle

Das ist an Bio wirklich bio, Wüstenhagen, Kunze, Drieschner, Schäfer, in: Die Zeit vom 22. März 2012, S. 39-40

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Kommentare

09. April 2012, 15:27 Evidero

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Hier gibt's einige interessante Artikel zum Thema Nachhaltig essen: Evidero
Ist zwar auf Deutschland bezogen, aber so weit sind wir davon nicht weg, denke ich.

Kommentare

13. März 2013, 10:28 Zurück zum Bauer von nebenan

von: Dany In letzter Zeit mach ich mir auch mehr Gedanken über das was wir essen, nicht erst seit dem Pferdefleisch-Skandal. Allerdings tauchten kürzlich immer mehr dieser Misstrauen-erweckenden Nachrichten in den Medien auf. Wem darf man noch glauben? Tonis Bio Freilandeier kommen aus Legebatterien im Ausland? Alles nur Hetzkampagnen? Was nun?

Naja jedenfalls hat mich das mal wieder auf deine Website geführt. ;)

Ich hab mich nun mal schlau gemacht wo denn eigentlich unsere guten alten Bauern zu finden sind und hab eine Website mit einer Auflistung aller Bauern in Enns gefunden. Die werd ich mal unter die Lupe nehmen und sehn, ob ich mir am Bauernmarkt nicht eher was Gutes und Gesundes für den Bauch finde. Persönlicher Kontakt zu den Lebensmittelproduzenten ist in Wahrheit doch die einzige Möglichkeit wirklich sicher zu wissen, was drin steckt, oder?
http://www.ennserbauern.at/

Liebe Grüße!

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