Mobile Version
zum Inhalt
18. April 2009, 16:27

Clone-Wars

von: CwB, andersleben.at

Bisher durften geklonte Tiere nicht in der "Nahrungsmittelproduktion" eingesetzt werden. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat jetzt aber grünes Licht dafür gegeben!

Das bedeutet zwar nicht, dass geklonte Tiere direkt auf den Teller kommen, da diese viel zu teuer sind. Interessant sind Klone aber im Bereich der Elterntiere, also für die Zucht. Ein Tier mit guten Erbanlagen wird geklont, um diese zu sichern - und wir essen dann die Nachkommen des Klons.1

Auch wenn die Klon-Firma versichert, dass sich die Nachkommen biologisch nicht von Nachkommen nicht geklonter Tiere unterscheiden, stellt sich mir die Frage, ob es auf den Menschen keinen negativen Einfluss hat, wenn er ständig Nachkommen genmanipulierter Elterntiere isst. Aber können wir das mit dem bisherigen Stand der Wissenschaft ausschließen? Kann man soetwas jemals ausschließen? Resultieren daraus neue "Modekrankheiten"?

Ein weiteres Problem beim Klonen ist systembedingt. Gene müssen für die Entwicklung der Lebewesen an- und ausgeschaltet werden. Dies funktioniert beim Klonen aber oft nicht korrekt und der Fötus wird missgebildet, krank oder er stirbt. Es sterben also in der Regel einige Lebewesen für einen lebensfähigen, perfekten Klon.

Die Zukunft der Gen-Technik. Die Forscher versuchen mittlerweile aus Tieren immunkompatible Organspender für Menschen zu machen. Das bedeutet, dass tierische Organe transplantiert werden können, ohne dass der menschliche Körper diese abstößt. Ein anderes Anwendungsgebiet, an dem geforscht wird: Tiere auf die Welt zu bringen, die mittels Genmanipulation menschliche Krankheiten haben - z.B. Diabetes. Diese können dann als Versuchsobjekte für die Behandlung der Krankheiten eingesetzt werden.2

Stellt sich mir noch die Frage, ob nicht einige der Krankheiten, denen wir mittels Gentechnik beizukommen versuchen, vielleicht das Resultat unseres "Lebensmittel-Tunings" sind?

Quellen:
1: Stollorz, Volker: "Die Sicherheitskopie", in: DIE ZEIT Nr.16, 8. April 2009, S.32
2: Heinrich, Christian: "Dollys erfolgreiche Erben", in: DIE ZEIT Nr.16, 8. April 2009, S.31/32

Gefällt nicht:

zurück zur Übersicht Kommentar hinzufügen

Kommentare

18. April 2009, 20:44 The future now

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Das klingt für mich schon fast typisch \"fortschrittlich\" - ein Mehrverbrauch an Ressourcen (in diesem Fall Föten) für ein essentiell überflüssiges Produkt. Dabei ist es doch jetzt schon so, dass die Fleischproduktion unverhältnismäßig viele Ressourcen schluckt.

In Bezug auf Tiere als Organspender entwirft die britische hard science fiction übrigens schon lange Szenarien. Im Grunde ist das nur noch ein Warten darauf, dass die Zukunft Gegenwart wird. Brian Stableford experimentiert in Designer Genes mit verschiedenen Wegen; am Prominentesten ist dabei die Transplantation von Schweineherzen. Wie schön, dass wir so organisch kompatibel mit unserer Nahrung sind...

Kommentare

20. April 2009, 22:23 The future is ours to see

von: CwB, andersleben.at

Den Mehrverbrauch an finanziellen Ressourcen erhofft man schnell wieder durch die bessere \"Produktionsleistung\" des Klons im Vergleich zu einem \"one hundred percent pure, old fashioned, home-grown\"-Stier herein zu bekommen. (Zitat aus dem Film Matrix)

Und wenn diese Vorgehensweise neue Krankheiten hervorruft, dann haben die Ärzte wenigstens wieder etwas zu tun - damit ihnen nicht fad wird und ihnen keine blöden Gedanken kommen.

Brot und Spiele für die Menschheit, damit sie nie dazu kommen, zu reflektieren...

Kommentare

27. April 2009, 09:45 Das Körperliche

von: Sára Bereczki, www.naginata.at

Zum Thema der Reproduktions- und Transplantationsmedizin und deren Gefahren möchte ich weiter zum Denken anregen und auf die Kant´sche Ethik verweisen.

Neben seinem bekannten kategorischen Imperativ, hat Kant in seinem Werk Metaphysik der Sitten die Pflichten einer jeden Person gegen sich selbst formuliert. Diese sind unter den Begriff der Tugendlehre bekannt. Solche Pflichten gegen sich selbst - als ein solches intelligibles Wesen - beinhalten u.a. die Forderung, sich von der instinkt- und triebgesteuerten Tierheit abzugrenzen, den eigenen Körper nicht als Gegenstand zu missbrauchen sowie Sorge für diesen zu tragen. So galt bei Kant bereits die Weitergabe eines Zahnes an eine andere Person als Selbstverstümmelung.

Wenn Kant wüsste, was heute in der Transplantationsmedizin zur durchschnittlichen Selbstverständlichkeit geworden ist, würde er sich im Grabe umdrehen - und das zurecht. Sobald der Mensch in seinem Wesen als ein bloß materialistischen Gegenstand begriffen wird, ist das Ende jeder Würde erreicht.
Ein Denkanstoß zur Definition der alltäglichen Durchschnittlichkeit am Beispiel M. Heidegger:
Zitat: Alltäglichkeit ist ein Seinsmodus des Daseins auch dann und gerade dann, wenn sich das Dasein in einer hoch entwickelten und differenzierten Kultur bewegt… …Wir nennen diese alltägliche Indifferenz des Daseins Durchschnittlichkeit. (Quelle: Sein und Zeit)
Offenbar befinden wir uns heute in der seltsam unfreiwilligen Situation, hoch entwickelt zu sein, (zumindest, wenn wir den Begriff des Hochentwickelt-seins in aller heutiger Durchschnittlichkeit verstehen) sonst hätten wir die von mir immer wieder zu Tode postulierte Ananas um 1,50 € nicht. (Das Globalisierungsthema sei an anderer Stelle dargestellt).
Eine solche alltägliche Durchschnittlichkeit nennt Heidegger alltägliche Indifferenz. Es lohnt sich den Begriff der (In-)Differenz näher zu beleuchten, denn es ist fraglich ob in einer alltäglichen Indifferenz überhaupt jene mündigen, ihrer Handlungen bewussten, Personen existieren können, von denen das Strafgesetzbuch für die Bestimmung der Schuldfähigkeit von Personen ausgeht. (!)

Meine Behauptung: \"Könnte es sein, dass sich das Strafgesetzbuch irrt, ja von etwas ausgeht, dass in dieser Form- und Art der Kultur nicht existent ist, nicht existieren kann, da sie sich selbst ausschließt?\"
(Literaturverweis: \"Was ist denken\" und \"Identität und Differenz\" von M. Heidegger)

Ich möchte hierbei auch auf den Personenbegriff verweisen, der das Individuum in seiner Würde und Integrität (in körperlicher Hinsicht) vor Gewalt- und der Tötung schützen soll. Wird der Personenbegriff und der Tötungsschutz von der Fähigkeit zur Differenz abgeleitet, werden wir ernüchtert feststellen, dass es sehr wenige solche Personen gibt und uns ergo fragen, um welche Wesen es sich bei den restlichen Milliarden handelt. Eine traurige- und allarmierende Realität.

Der menschliche Körper ist zum konsumbasierenden Selbstbedienungsladen, in Abbildung und Reaktion auf unsere Umwelt geworden. Die neue Maxime unserer Generation lautet: was kann ich tun und wie viel davon herstellen, mir aneignen? anstatt der Frage: was soll ich - und wie soll ich es? Ein letztes mal sei Heidegger zitiert: Das Bedenkliche an unserer Zeit ist, dass wir noch nicht denken. („Was heißt Denken“, M. Heidegger, Vorlesung Wintersemester 1951/52).

Doch bleiben wir bei dem aktuellen Weltbild des Menschen als ein Körperliches von sich selbst. Wir können in der Tat alle nur erdenklichen Verfahren auf unseren Körper anwenden- implantieren, entfernen, verschönern, korrigieren - lassen, die uns unsere hoch entwickelte Erzeugungslust abverlangt. Eine Endlosschleife der Lustbefriedigung und derer Begehrnisse. Die Idealästhetik des Körpers ist ein Widerspruch in sich selbst. Von der Idealästhetik des Geistes ganz abgesehen. Babylon ist erwacht.

Besonders bemerkenswert wird der Mensch im Linzer Ars Electronica Center unter dem Titel: \"neue Bilder vom Menschen\" dargestellt. Das Wesen Mensch als ein körperliches Hybridgebilde aus Mechanik, Organik, Chemie und Physik, in der Substanz seines Körpers zusammengesetzt aus Mensch und Tier mit einem Schweineherz.

Hört sich da nicht der Spaß auf?

Angenommen des wahnsinnigen Falles, das menschliche Ideal mutiert zum fleischlichen Baukasten aus Tier und Mensch - wie wirkt sich das in weiterer Folge auf dessen Würde, Integrität und die Judikatur aus? (Von Freiheit erst gar nicht zu sprechen). Wie wird der Personenbegriff der Zukunft beschaffen sein? Verfällt das Wesen Mensch zum Mensch-Tier? Und wenn er denn nun so halb Tier- halb Mensch ist, ist der Begriff des Menschen überhaupt noch aufrecht zuhalten? Ist ein solcher Nicht-Mensch gleich einem Tier dass der Willkür Stärkerer ausgesetzt ist?

An dieser Stelle der Evolution schlägt die Stunde des Darwin´schen Falles und das Recht des Stärkeren, das Ende jeder Menschlichkeit.

Kommentare

27. April 2009, 15:15 Geistiger Körper

von: CwB, andersleben.at

Eine logische Schlussfolgerung wäre dann aber...
Wenn der Mensch nicht auf die Materie zu reduzieren ist, sondern getrennt von dieser existiert, dann müsste es egal sein, wenn Änderungen an der Materie vorgenommen werden...
Es sei denn, der Körper hat einfluss auf den Geist des Menschen.

Zur Schuldfähigkeit von Personen...
Es gibt die heute vorherrschende Theorie, dass die meisten Entscheidungen nicht vom Bewussten getroffen werden. Alle Sinneseindrücke werden, bevor es dem Bewussten überantwortet werden, im Vorhinein mit Gefühlen bewertet. Das ist ein evolutionäres Überbleibsel, das uns hilft, schnell auf drohende Gefahren aufmerksam zu werden. Müsste unser Bewusstsein alle Sinneseindrücke verarbeiten, wäre es hoffnungslos überfordert. Um aber nicht die überlebenswichtigen aus Versehen auszusieben, werden diese vorab in ganz grobe Kategorien eingeteilt, welche auch in der bewussten Verarbeitung noch nachhallen.

Meine Meinung...
Ich bin der Überzeugung, es ist verwerflich, mit dem Leben der Tiere zu spielen. Ihnen einfach nur Schmerzen zu bereiten, um einen leistungsfähigeren Bullen zu erhalten. Und das nur, weil wir es können. Das Leid des Tieres sollte meiner Meinung nach im Zentrum dieser Debatte stehen, nicht der Vorteil des Menschen. Und: Ich bin auch beunruhigt, da ich nicht das Fleisch vom Spross eines Klones essen möchte. Aus dem ganz selbstsüchtigen Grund, dass ich nicht weiß, ob das keine gesundheitlichen Folgen hat.

Für den hier dargestellten Inhalt ist nicht der Betreiber der Plattform, sondern der jeweilige Autor verantwortlich. Falls Sie Missbrauch vermuten, bitten wir Sie, uns zu kontaktieren.